Dienstag, 14. Oktober 2014

Gedanken eines Häftlings

بسم الله الرحمان الرحيم


Wie. Ein. Gefängnis. 
Wie ein Gefängnis fühlt sich dieser Körper an,
Wie ein Häftling fühlt sich diese Seele an,
Wie ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln am Gipfel eines Berges - aber mit 'ner Kette am Bein,
Wie ein Segler mitten auf dem Meer - gefesselt an einem Stein,
Wie ein einsamer Fels, der fest steht auf dem weiten Ozean,
Wie ein Rasthof an der Seite einer Autobahn -
Wie ein Schiff, bereit zur Abreise, dessen Anker im Meeresboden Tränen der Einsamkeit weint -

Während der Körper stehn bleibt, alles, bis auf das eigene Leben, weiter zu gehn scheint, 
Man selber statisch und alles andere dynamisch ist,
Läuft einen Marathon die Seele, beginnt in Hoffnung und endet in Leere -

Wie. Ein. Gefängnis. 
Wie ein Gefängnis fühlt sich dieser Körper an
Eingeengt in dieser Welt voller Vorurteile und geistiger Begrenzung,
Rein gedrängt die Seele in einen Körper, der konfrontiert wird mit Ausgrenzung,
Und so vielen bunten Gedanken, die umzingelt sind von Eingrenzung -

Meine Gedanken sind wie ein überfüllter Teller voller Nudeln,
Sie gehn über den Rand,
Meine Moral und meine Werte sind so wie der Duden,
Sie sind zu schwer für eine Hand,
Mein Geist ist wie ein Flüchtling,
Er will die Grenze übersteigen,
Nach der Vorstellung von Freiheit bin ich süchtig,
Am liebsten würd ich ausbrechen aus dieser Hülle und nicht mehr auf dem Teppich bleiben,
Die Welt betrachte ich nicht nur flüchtig,
Meine Seele fühlt sich an wie ein Bettlaken in einem Marmeladenglas,
Zwei Antonyme füreinander und unpassend wie die Begriffe Friedhof und Spaß,
Wie eine Spieluhr, die sich endlos im Kreise dreht,
Wie ein Grashalm, der sich leise von links nach rechts bewegt,
Wie das Pendel einer Uhr die tickt, aber deren Stundenzeiger sich einfach nicht von der Stelle regt -
Und mein Blick verweilt am Horizont, sucht die Grenzenlosigkeit, und wird wortlos und still vom Winde verweht,
Versinkt darin, wie ein verlorener Regentropfen im Meer -

Wie. Ein. Gefängnis.
Wie in einem Gefängnis schreit der Häftling, doch der Schall ertönt nur innerhalb der Zelle,
Schlägt sich energisch gegen die Wände wie eine wütende Welle,
Doch von außen hört man keinen Ton und nichts trifft den Blick
Und auch der Schrei verblasst langsam, bis er zwischen den Wänden erstickt -
Ich schau zur Welt, doch sie scheint nicht groß genug,
Ich schau zur Welt, die sich herausstellt als Schein und Trug,
Alles Schall und Rauch, nichts weiter als Lügen und Betrug -
Es erwürgt mich und erdrückt mich und droht, mich zu zerbrechen,
Denn Freiheit existiert nicht im Leben - also halt ich fest an Seinem Versprechen -
Dem Versprechen von Freiheit, durch das ich es schaffe, in Frieden zu sein,
Und es sind die Hoffnung und der Glaube an meinen endlosen, ewigen Herrn, die mich befreien -
Denn solang' ich glaube, solange bin ich frei.

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